Wie entsteht Gewalt und wozu kann sie führen? Diese Frage begleitet uns beim Lesen des Werkes "Die verlorene Ehre der Katharina Blum", geschrieben von Heinrich Böll. Katharina Blum erfährt im Buch eine ganz andere Gewalt wie die, welche du dir wahrscheinlich gerade vorstellst. Ihr Schicksal wird von Zeitungen oder besser gesagt von der ZEITUNG geschrieben. Sie probiert gegen dieses Schicksal anzukämpfen. Doch wie lange kann die Psyche den Kampf ertragen?
Die Erzählung fängt mit dem Geständnis von Katharina den Mord an den Journalisten Tötges begangen zu haben, an. Davor führte sie ein ganz normales Leben als Haushälterin. Doch nicht nur Tötges ist ein Opfer. Sondern auch Katharina. Nach dem Geständnis an einem Sonntagabend werden die vier Tage davor genau geschildert. Katharina besucht am Mittwoch vor der Tat einen Hausball ihrer Patentante, Else Woltersheim. Katharina verlässt den Ball mit Götten, einem Schwerverbrecher, welcher auch bei ihr übernachtet. Was sie jedoch nicht weiss ist, dass sie seit dem Ball von der Polizei überwacht wird. Welche am nächsten Morgen vor ihrer Türe steht, um Götten zu verhaften. Doch der war schon längst über alle Berge. Katharina hatte ihm geholfen zu fliehen und ihm einen Schlüssel zu einem Ferienhaus gegeben, wo er unterkommen kann. Die Polizei bringt sie aufs Revier, um verhört zu werden. Erst dort erfährt sie, dass Götten ein Verbrecher ist. Doch sie liebt ihn und lügt deshalb. Doch die nächsten drei Tage werden für sie zur Hölle. Denn sie wird zum Opfer der Boulevardpresse. Dem Leser wird nach und nach klar, dass die ZEITUNG nicht unmassgeblich an der Eskalation beteiligt ist. Der skrupellose Tötges geht sogar über Leichen und interviewt Katharinas krebskranke Mutter, welche anschliessend durch den Schock stirbt. Einen Tag später verabredet sich Katharina mit Tötges für ein Interview und verliert dort ihre "Ehre". Die Erzählung von Heinrich Böll zeigt vielmals Parallelen mit der Bild-Zeitung, was er für "unvermeidlich" hielt, wie er auf den ersten Seiten des Buches schreibt.
Der Autor verwendet sehr verschiedene Sprachstile. Der Erzähler tritt mehrheitlich dokumentierend und kommentierend auf, was der Geschichte eine hohe Glaubwürdigkeit verschafft. Böll teilt seine Erzählung in 58 Kapitel auf . Worin sehr viele Figuren vorkommen, fast wie in der Realität, wage ich zu behaupten. In der Geschichte kommen sehr viele Zeitsprünge vor, welche die Leser auffordern immer genau zu Lesen. Durch die vielen Protokollauszüge der Polizei wirkt das Buch eher wie ein Bericht, als ein literarisches Werk. Doch das umgangssprachliche, dass sogar vom Kommissar Beizmenne gebraucht wird, lockert es wieder auf. Auch die Ironie und der Humor kommen bei aller Ernsthaftigkeit der Umstände nicht zu kurz.
Es gibt viele Bücher, welche verblassen je älter sie sind. Doch dieses wird wahrscheinlich nie verblassen, denn die Medienproblematik ist ein wichtiges Thema in unserer Gesellschaft und wird es auch immer bleiben. Das Buch ist sehr realitätsnah geschrieben und regt die Leser an sich über die Medien Gedanken zu machen. Jedoch war das Buch manchmal auch sehr anstrengend zu lesen. Einige Stellen habe ich sogar als irrelevant empfunden. Trotzdem würde ich das Buch weiterempfehlen. Menschen könnten durch das Lesen des Buches vieles lernen. Den meisten Leuten ist noch nicht einmal bewusst, welch grossen Einfluss die Medien auf ihre Meinung haben.
Durch das Buch habe ich das zweite Gesicht der Gewalt oder auch der Zeitung kennengelernt. Man kann genau erkennen, wodurch die Wut von Katharina und schlussendlich auch die Gewalt entstanden sind. Sogar ein Mensch, der keiner Fliege etwas antun würde, kann sich durch die Skrupellosigkeit der Medien, in solch einer kurzen Zeit, hochgradig zum negativen verändern. Eine einzige Frage ist jedoch geblieben; Wer hat den Pressefotografen Schönner umgebracht?
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